Kommentar: Gardasee in Gefahr?

07.05.2023 
Die aktuellen Sensationsmeldungen berichten vom Gardasee und seinem historisch niedrigen Wasserstand. Zuletzt so tief gemessen vor 70 Jahren - naja, ist ja eigentlich nicht so lange her.
Ja natürlich, der Wasserstand ist niedriger als sonst und er ist besorgniserregend niedrig um diese Jahreszeit. Normal sollte der Gardasee jetzt nach der Schneeschmelze gut gefüllt sein. Und ja, der niedrige Wasserstand ist - wie alle anderen niederen Wasserstände in Deutschland, Italien und in Frankreich - ziemlich eindeutig auf den Klimawandel, auf die besonders in Europa zunehmende Durchschnittstemperatur und auf geringere Niederschlagsmengen zurückzuführen.
Es sollte eigentlich niemandem schwerfallen, den menschengemachten Klimawandel angesichts der schon wieder verheerend niedrigen Wasserstände in Rhein, Po und Loire zu erkennen.

Die Schlagzeilen:
 

Gardasee kämpft weiterhin mit historischem Wassermangel

Im Vergleich zum Vorjahr hat der Stand sich halbiert. Nach Angaben der Comunità del Garda, dem Informationszentrum für die gesamte Gardasee-Region, liegt er aktuell bei 46 Zentimetern – im vergangenen Jahr im gleichen Zeitraum lag er bei 99 Zentimetern. 14.04.2023


Die Wasserstände des Gardasees sind extrem niedrig. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Stand sich halbiert. 

Gardasee trocknet aus – So ist der aktuelle Wasserstand 

Ist der Gardasee am austrocknen? 


Sorge um Gardasee: Satellitenbilder zeigen bedenkliche Wasserlage 


suggerieren ein Drama, das so aber gar nicht existiert. Selbst der Tourismus wird schon als gefährdet gesehen. Und alle Medien springen der Reihe nach auf das Thema auf, "...was, die haben ein Drama? - wir auch!"

Fakt ist, der aktuelle Wasserstand wird abgelesen z.B. in Peschiera an einem Pegelmessstab mit Zentimeterskala. Hier haben wir aktuell ca. 51 Zentimeter über dem hydrometrischen Nullpunkt. 

Der Nullpunkt der Skala liegt aber nicht etwa auf dem tiefsten Punkt des Sees, sondern bei 51 cm unter der jetzigen Wasseroberfläche. Dieser Pegelmessstab dient zur Orientierung, nicht zur Angabe der Füllmenge.
Der Gardasee hat ein Fläche von ca. 370 km², eine maximale Tiefe von ca. 345 m und eine durchschnittliche Tiefe von ca. 133 m. Zur Zeit haben wir also eine durchschnittliche Tiefe von 132,5 m.
Ein halber Meter weniger auf 370 km² ist natürlich eine gewaltige Menge Wasser, aber es sind halt doch nur 0,38 Prozent vom gesamten Volumen - und nein, er ist nicht am austrocknen und nein, sein Wasserstand hat sich auch nicht halbiert.

Solche Meldungen und Schlagzeilen zielen einfach nur auf den Skandal, des Deutschen liebstes Urlaubsziel ist in Gefahr!
Hier sind nicht Journalisten am Werk, die sich seriös mit den Auswirkungen des Klimawandels beschäftigen und die Leute darauf hinweisen, dass genau das die direkten Auswirkungen der nicht vorhandenen Klimapolitik und des eigenen eben nicht klimafreundlichen Verhaltens sind. Mit dem SUV zum See, das ist die Devise. Und dann ist da so wenig Wasser drin - ein Skandal!

Schreiberlinge am Werk.

Aktualisierung am 02.06.2023
Die Unstatistik des Monats.